Was wir von Kindern lernen dürfen


Young, wild and free

I really nike you

Ist dir das auch schon aufgefallen? Du läufst durch die Fußgängerzone. Und im Minutentakt siehst du diese hippen T-Shirts und Jute-Beutel. Darauf steht übergroß „Just do it!“. Kurz und knackig. Und mit einem Haken versehen. Als wäre es schon von der To-Do List abgehakt worden. Ich spreche vom legendären Nike-Zeichen.

Stellt dir einmal bildlich vor: wie viele Millionen Botschafter fürs „einfach machen“ über unseren Globus steppen. Was glaubst du, wer trägt sowas aus Style-Gründen? Nach dem Motto „Ich trage Nike – gib mir ein Like.“ Für wen ist diese Klamotte eigentlich Lifestyle, Lebenseinstellung – und Message?

Menschenskinder, das waren Zeiten

Dreh einmal die Zeit zurück. Erinnerst du dich noch an deine Kindheit? Als du noch einen Tick unbekümmerter als heute warst. Wo es schnuppe war, wenn Eiscrem an den Mundwinkeln. Oder die Hosen aufgewetzt waren. In Bäche springen, auf Bäume klettern, freihändig radeln. Einfach so. Risiko? Konsequenzen? Können warten. Zu groß war die Neugier und der Kitzel es zu probieren. Äußerst kreativ, fokussiert und stressfrei. Das waren wir damals.

Unser Antrieb ständig Neues zu entdecken weckte uns schon am frühen Morgen. Der Gedanke an die Seilbahn. Ans 3-Meter-Brett. Brachte Vorfreude auf den bevorstehenden Tag. Und ja – wir hatten Energie. Für zwei, oder mehr. Wir waren Meister im Energieverbrauch. Nichts wurde halbherzig erledigt oder unversucht gelassen. Auch bei Platzregen auf dem Boltzplatz. Es wurde so lange gespielt, bis es dunkel wurde. Oder Mama zum dritten Mal zum Abendbrot aufforderte. Diese Momente, wenn man keinerlei Zeitgefühl mehr besitzt – waren damals Standard. Wir waren mittendrin im Augenblick. Mal verbissen, mal genussvoll, aber hinterher – immer happy. Und wenn wir dann mal schliefen – taten wir es mit Hingabe. Im Kinderwagen, im Auto – in der Schule. Ob vom Pausengong oder Mama. Wenn wir wach wurden – war der Akku wieder prall gefüllt.

 

Als Kind ist jeder ein Künstler, die Herausforderung liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.

Pablo Picasso

 

In meiner Straße waren wir ein eingeschworener Haufen junger Bengels. Echte Macher, die umsetzten, was sie sich vornahmen. Immer wieder aufs Neue. Wir haben uns angestachelt, motiviert, getröstet – und vor allem gefeiert. „Mutproben“ waren unser täglich Brot. Wer seinen Schwarm vor den anderen ansprach – dem war Ehre sicher. Wer auf das Baustellengerüst kletterte, bekam den Respekt der anderen. Wer sich „Klingelputze“ traute – war für einen Tag ein Held. Natürlich, war nicht alles moralisch korrekt. Aber wir machten einfach. Wir hatten Mut. Wir sprangen öfter über unseren Schatten. Und ich öfter mal daneben.

Glück trotz Unglück

Da ich meist der Jüngste war, wollte ich es natürlich den älteren erst recht beweisen. Ich saß fast jede Woche im Wartezimmer. Die Sprechstundenhilfen kannten mein Geburtsdatum auswendig. Mein Hausarzt wollte keine Krankenkassenkarte mehr sehen. Sie sagten nur: „Unser Unglücksjunge schon wieder.“ Wobei ich mir gar nicht so vorkam. Sondern eher wie Russell Crowe in „Gladiator“. Der vom Kampf gezeichnet nach Hause kam. Stolz präsentierte ich allen meine Wunden aus der Schlacht. Meine Augen leuchteten, wenn ich meine Heldengeschichten erzählte. Weil ich mich getraut hatte. Weil ich denselben Mumm hatte wie die großen Jungs. Weil ich meinen inneren Widerstand gebrochen hatte. Jede Schramme war eine Anerkennung, jede Narbe eine Erinnerung – es jederzeit wieder zu tun.

 

Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.

Pippi Langstrumpf

 

Sei nicht kindisch

Kennst du Sprüche wie diese? „Trödel nicht so! Sei nicht albern! Werd mal erwachsen! Dafür bist du schon viel zu alt! Du bist wirklich naiv und blauäugig! Das ist purer Leichtsinn, was du da machst! Das Leben ist kein Ponyhof! Du bist aber neugierig, kümmer dich um deinen Kram! Das ist doch Kindergarten! Mach was Vernünftiges, sei nicht so stur! Schalt mal dein Hirn ein! Mach was Anständiges.“

Ist doch wirklich seltsam oder?! Sobald wir erwachsen sind, werden sämtliche Eigenschaften aus der Kindheit als Schwäche abgestempelt. All das, was uns als Kinder ausgezeichnet hat - ist überholt und nicht mehr zeitgemäß. Wir werden von Eltern, Geschwistern, Lehrern, Kollegen und Chefs dezent darauf hingewiesen: Verabschiede dich bitte von deiner Kindheit! Systematisch werden wir auf den Ernst des Lebens vorbereitet. Auf die rauhe Arbeitswelt. Wir werden so lange abgehärtet, bis wir funktionieren – und in die uns zugedachte Rolle passen. Rationalität verdrängt ganz schleichend unsere kindliche Intuition. Aus Bauklötzchen-Turm wird Wolkenkratzer. Kopf schlägt Herz. Aus Spieltrieb wird Zugeknüpftheit. Aus Bauch-Entscheidung wird Kalkulation. Aus Capri-Sonne wird Büro-Sekt. Aus Leichtigkeit entsteht mit der Zeit Erfolgsdruck. Visionäre machen Trikottausch mit Dienst-nach-Vorschrift-Mitarbeitern. Hüpfburgen werden zu Komfortzonen. Aus Kissenschlacht wird Mobbing am Arbeitsplatz. Sukzessive mutieren Pioniere zu Kopien. Echte Macher von damals schauen nur noch zu. Wie es die anderen so machen.

Safety first

Als Erwachsene werden und sind wir kontrolliert. Auf Sicherheit bedacht. Alles was wir uns aufgebaut haben, soll bitte so bleiben. Wir schalten in den Verwaltungsmodus. Die Bewertung von anderen wird uns zunehmend wichtiger. Uns – da nehme ich mich nicht raus – liegt sehr viel daran, bei anderen gut anzukommen. Anstatt das zu tun, nachdem uns gerade ist. Auf das wir wirklich Bock hätten. Was Neues zu wagen und vielleicht anders zu sein.


Vergiss niemals: Die Menschen, die Buh rufen, stehen nie auf dem Feld.

Sie haben sich Tickets zum Zuschauen gekauft.

Gary Vaynerchuck, amerikanischer Multiunternehmer


Die erfolgreichsten Menschen dieser Erde sind nicht unbedingt erfolgreich geworden, weil sie alles so gemacht haben wie die breite Masse. Sie heben sich von der Norm ab. Sie besitzen gesundes Selbstbewusstsein und stehen hinter ihren Entscheidungen. Sie entscheiden sich – egal ob richtig oder falsch – permanent. Und werden so zu Umsetzern. Zu Machern. Wie Kinder eben.

If you don’t go – you don’t know

Laut einer Studie der New York University macht ein Kleinkind am Tag um die 14.000 Schritte. Und fällt dabei etwa 100 Mal auf den Hosenboden.

Kinder brauchen keine Formel für ihren Alltag. Sie bauen die Playmobil-Burg ohne Bauanleitung. Sie googeln keine Rezensionen. Um die Sicherheit des Hochseilgartens zu überprüfen. Sie vertrauen sich und der Welt. Das Erfolgsrezept von Kindern heißt: learning by failing. Oder was heiße Herdplatten angeht: learning by burning.

 

Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat nie etwas Neues ausprobiert.

Albert Einstein

 

Also wenn du drüber nachdenkst, ob dir der Kurzhaarschnitt wirklich steht. Probiers aus! Wenn du zweifelst, ob du eine Weltreise machen sollst. Setz dich ans Steuer! Wenn du nicht wirklich happy im Job bist. Starte was Neues! Auf die Plätze, fertig, Los! Vertraue in dich!

Was steht auf deiner persönlichen Bucket-List? Welche Projekte willst du in deinem Leben angehen, zögerst aber bis jetzt? Notiere sie. Mach sie sichtbar. Schreib sie ans schwarze Brett. Eines der kraftvollsten Gefühle ist es, wenn du hinterher sagen kannst: „Yes, ich hab‘s einfach gemacht!“ Und wenn dich dieser Beitrag inspiriert hat, dann teile ihn gerne oder hinterlasse mir einen Kommentar! 

Bei allen deinen Vorhaben wünsche ich dir kindliche Unbekümmertheit und Urvertrauen in deine innere Stärke! Es ist dein Leben. Mach’s einfach!

 

Dein Footprinter




Bild: www.praxisvita.de


Kommentare

Marta hat gesagt…
Lieber Samuel,

was für ein toller Beitrag, ich bin absolut begeistert🤩! Vorallem die Vergleiche ab „aus Bauchentscheidung wird Intuition...“ sind finde ich echt sehr gut getroffen *Gänsehaut-Moment*😃!
Ich danke dir vielmals für diese tolle Inspiration und Erinnerung ans „Wieder-Kind-sein-Sollen“😊

Ganz liebe Grüße,

Marta
footprinter hat gesagt…
Lieben Dank, Marta 👍😉
Unknown hat gesagt…
lieber Samuel

vielen dank für deinen Post, der mich sehr inspiriert und vor allem ins Nachdenken bringt.

Seit geraumer Zeit bin ich am Überlegen, ob das was ich tue, wirklich das ist, was ich machen möchte. Zum einen fühle ich mich von Gott an einen Platz gesetzt, an dem ich vielen etwas geben kann und doch habe ich das Gefühl, dass es mehr gibt, dass meine Gaben nicht wirklich ausgeschöpft werden. Ja manchmal hab ich in mir die Frage, ob es überhaupt gewünscht ist, dass sie ausgeschöpft werden.

Ich habe meine Gabe wieder entdeckt oder vielmehr hat sie mir Gott offenbart oder besser gesagt einfach so geschenkt und ich merke, wie ich darin aufgehe. Es ist ein nach Hause kommen, ein Gefühl der Dankbarkeit die dabei aufsteigt, es ist, obwohl ich auch körperlich gefordert werde, ein Gefühl wie Urlaub und es fühlt sich rund um gut an… kennst du das?

Was mich dabei inspiriert ist das Feedback der Menschen, denen ich Gutes tun darf und mich darin bestärken, dass es der richtige Weg ist.

Doch was tun, jetzt wo sich alles in mir danach sehnt es mehr zu machen. Mehr machen, hieße anderes loszulassen, kürzer zu treten. Es hieße aber auch, neue Schritte zu wagen in eine Richtung, wo ich nicht weiß, wohin es mich führen wird.
Und da kommt dein Post… und ich erkenne, dass ich viel zu sehr Erwachsen geworden bin. Viel zu viel „Abwägen“, zu viel „was wenn…“ zu wenig Selbstvertrauen, zu wenig „Wagen“, Zu viel „Bedenken“… ich könnte noch viel mehr aufzählen.

Wieder werden wie ein Kind…. Dazu hat uns Gott schon aufgefordert. Denn nur, wenn wir wieder werden wie die Kinder, kann sich all seine Schöpfung, all seine Pläne mit uns, all das, was er uns tagtäglich schenkt, all die Gaben, die in uns stecken in uns offenbar werden. Kinder kennen keine Blockaden, sie wagen, sie gehen einfach vorwärts, probieren aus, tun es einfach.

Weißt du, was ein Kind Kind sein lässt, und warum ein Kind so ist wie es ist? Es ist die Liebe, derer sie sich tief in sich drin sicher sind. Es macht soviel aus, zu wissen, dass man geliebt wird und diese Liebe versetzt Berge.

Weißt du von wem wir unendlich geliebt werden und das weitaus mehr, als je ein Mensch lieben kann?
Es gibt einen Vater im Himmel, der uns unendlich liebt. Wir sind nur viel zu Erwachsen, als dass wir das immer in unserem Bewusstsein haben. Das unterscheidet uns von einem Kind. Ein Kind vergisst das nie.

Vielen Dank für deinen Post!…. Ich nehme es mir zu Herzen und im Moment sagt alles in mir „JA, wage es!“

Ich bin gespannt, was mein JA nun für Auswirkungen haben wird, wie sich mein Leben verändern wird und was Gott mit mir vorhat. Ich freu mich drauf.

Was ich daraus lernen möchte? Mir der Liebe wieder bewusster werden und damit dann Berge versetzen. ;)

sei ganz lieb gegrüßt
PW

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