Warum ich chemische Drogen nehme...

Euphorie dank Chemie.

Wir kennen es wohl alle. Irgendwie hört sich jeder Song magisch an. Der Text kommt uns locker leicht über die Lippen. Unsere Sinne sind unheimlich benebelt und doch fokussiert. Wildfremde sind uns plötzlich wahnsinnig sympathisch. Die Zunge genießt regelrechte Geschmacksexplosionen, bekommt nicht genug davon. Selbst Bewegungslegastheniker fühlen sich unaufhaltsam, schweben über die Tanzfläche und beanspruchen hartnäckig die Erfindung des Moonwalks für sich. Es ist kein unangenehmes Schwindelgefühl, das uns überkommt. Eher ein sicheres Gleiten durch den Nebel der Euphorie. Es soll Weltmeister des präzisen Pegelhaltens geben, welche das Niveau des Wohlgefühls, ohne gravierende Abweichungen, konstant halten können. 

Nicht selten bringt ein heftiger Rausch unkontrollierbare Bruchlandungen, Gedächtnislücken oder temporäre Reue mit sich. Bisher gibt es noch kein probates Mittel, welches in der Lage ist, jene Neben- bzw. Wechselwirkungen vollständig zu eliminieren. 

Sucht nicht jeder von uns solch eine Art Ausgleichsventil, den aufsteigenden Heliumballon, der uns mitnimmt, ein Hochgefühl nach einer Tiefflieger-Woche? Ich bin der Sache auf den Grund gegangen. Auf der Suche nach verträglichen Alltagsdrogen ohne weitreichende, negative Auswirkungen.

Entdeckt habe ich ein Suchtmittel, welches relativ günstig zu erwerben ist. Schwarzmarktpreise können abweichen. Es wirkt zuverlässig, wie ein Schweizer Uhrwerk, wird stets exakt dosiert und erweitert jede Farbpalette, um ne ganze Ecke Buntheit. Das Leben fühlt sich, je nach Trip, ekstatisch und kraftvoll oder auch extrem zufriedenstellend und entschleunigend an. Ich habe aufgehört zu zählen, aber ich kann mit Bestimmheit sagen, es waren durchweg positive Gefühlscocktails. Für diese Droge spricht zudem, dass eine Überdosis unmöglich ist. Die latente Suchtgefahr, dieser, in Expertenkreisen als Einstiegsdroge bezeichneten, chemischen Verbindung, nehme ich allzu unbekümmert und gerne in Kauf.

Die Formel, welche die Wirksamkeit der Droge erst ermöglicht, lautet:

Menge aller Ausreden < Menge an Motivation

Mit dieser Formel durfte ich regelmäßig rauschhafte Zustände erleben. Sie ist in sämtlichen Lebenslagen und altersunabhängig anzuwenden. 

Es handelt sich um die körpereigene Droge der Endocannabinoide. Sie wirken ähnlich wie ihr großer Bruder Cannabis, weil dieselben Cannbinoid-Rezeptoren im Gehirn angezapft werden. Viele Ausdauersportler, vor allem Läufer, erleben dieses tiefe Glücksgefühl auf der Strecke, welches im Fachjargon Läuferhoch (Runner's High) genannt wird. Dabei fühlt sich der Läufer von jeglicher Anstrengung befreit, Schmerzen sind gänzlich unterdrückt, man will schreien vor Glück, wie bei einer Zalando-Lieferung. Durch den ganzen Körper rast dieser warme Strudel. Rauschartig schlägt Euphorie, Dankbarkeit und Begeisterung meterhohe Wellen. 
Entgegen der allgemeinen Meinung ist dafür nicht das Glückshormon Endorphin verantwortlich, sondern vom Körper hergestellte Cannabinoide. Davon wird jedoch nur exakt soviel ausgeschüttet, wie der Körper für weitere Herausforderungen, Schmerzvermeidung und Glückszustände benötigt. In einer englischen Studie wurde bei Läufern, nach 30 Minuten Joggen, unmittelbar danach ein Anstieg um 30% des Endocannabinoid-Spiegels gemessen. Überdosis ausgeschlossen. Vollständiger Spannungsabfall und Peilungsverlust, wie nach einem Joint sind also nicht zu befürchten.

Der ganz große Vorteil ist: niemand muss in Vorleistung gehen und 127 Trainingsläufe absolvieren. Die Ausschüttung wird auch bei Laufmuffeln, blutigen Anfängern und chronischen Aufzugfahrern stattfinden. Ich habe vor gut vier Jahren mit dem Konsum begonnen und bin minimal abhängig. 
Damals habe ich mich anfangs mit Laufumfang und Tempo extrem überschätzt, dass mir ein Läuferhoch so nah war, wie der Weltfrieden. Mittlerweile laufe ich locker, ohne zu übertreiben. Dadurch ist eine ausreichende Sauerstoffzufuhr gewährleistet und unser Wunderwerk Körper kann den Glücks-Cocktail gemütlich mixen. Am ehesten wird das Runner's High bei längeren und gleichmäßigen Läufen erreicht. Deshalb nicht verrückt machen, wenn die Synapsen nicht auf Anhieb Silvester feiern in der Birne.

Geheimtipp: Gönnt euch nach einem stressigen Arbeitstag ne gehörige Dosis und ihr werdet überrascht sein, wie geschmeidig ihr euch, trotz Alltags-Strapazen, fühlen könnt.

In diesem Sinne: in die Schuhe, fertig, LOS! Viel Erfolg und viel Freude bei der Glückssuche!

Bis zum nächsten Mal,

Euer Footprinter :-) 


Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Footprinter.

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